Und jetzt ist auf einmal das Jahr 2024
Im Dezember 2013 habe ich den unten stehenden Text verfasst. Man meint es wäre gestern gewesen. Oder vielleicht vorgestern. Nein. Zehn Jahre ist das schon wieder her. Natürlich kann die Zeit nicht rennen. Sie hat ja immer den gleichen Takt. Trotzdem kommt nicht nur mir so vor als würde sich der Uhrzeiger doppelt so schnell drehen. Aber das nur so nebenbei.
Zurück zum Thema Jugendgruppe: Die Unsere besteht nur noch auf dem Papier. Meine damalige Skepsis hat sich bewahrheitet. Natürlich gibt es noch Jugendliche die sich mit Unterstützung ihrer Eltern oder Großeltern mit Kleintiere beschäftigen. Aber nicht im Frankfurter Einzugsgebiet. Wird es ländlicher ist die Chance größer Vereine mit einer aktiven Jugendgruppe zu finden. Was uns bleibt sind die Erinnerungen und Erlebnisse einer schönen Zeit. Ich zumindest habe sie in mir. Sie sind ganz hinten irgendwo gespeichert. Unter Positives. Und man kann sie immer wieder einmal hervorholen. Das ist auch etwas schönes.
Peter Treulieb im Januar 2024
50 Jahre: die Jugendgruppe des Kleintierzuchtvereins
Auszug aus dem Protokoll der Hauptvorstandsitzung am 18.03.1964:
Punkt 3 a)
Die Jugendgruppe gilt mit Wirkung vom 14.03. 1964 als gegründet. Das ist der Zeitpunkt der Jahreshauptversammlung.
b)
Eine Beitrittsgebühr wird von den Jugendlichen nicht erhoben.
c)
Ein Jahresbeitrag von 2,00 DM wurde festgelegt. Dabei gilt zu beachten dass der Beitrittsmonat keine Rolle spielt. Das heißt also, der volle Jahresbeitrag ist zu entrichten egal ob ein Jugendlicher im Januar, im Mai oder im November Mitglied wird.
d)
Das Tätowiergeld wird auf 0,15 DM pro Tier festgelegt. Die 0,10 DM Vereinskosten entfallen bei der Jugendgruppe.
e)
Für Hühner, Tauben sowie Jugendringe ist volles Ringgeld zu entrichten.
f)
Ein Aushang über die hier aufgeführten Punkte im Bezug auf die Jugendgruppe erfolgt im Vereinskasten.
Geschichte
Wann genau die damaligen Vereinsverantwortlichen die Idee hatten eine Jugendgruppe zu gründen, das lässt sich heute nicht mehr mit Gewissheit sagen. Aber aus dem vorstehenden Protokollauszug wissen wir zumindest den genauen Gründungstermin. Der 14.März 1964.
Unsere Jugendgruppe darf also in diesem Jahr ihr 50jähriges Bestehen feiern.
Aus der „namentlichen Meldung“ an die Landesverbände vom September 1964 ersehen wir die ersten Mitglieder der neu gegründeten Jugendgruppe:
Raimund Blümlein, Reinhold Bär, Jürgen Müller, Hermann Margraf, Kilian Falk, Friedel Röhrig, Martina Kolberg, Karl Maul, Klaus Röder, Kersten Brechtel, Roger Zierke, Alfons Hofmann und Willi Weiser der heute noch als Geflügelzüchter sowie als Vorstandsmitglied treu unserem Verein zur Seite steht.
Auch der hier genannte Karl Maul war bis in die achtziger Jahre Kaninchenzüchter und sogar kurz 1.Vorsitzender des Vereins.
Leider sind die Aufzeichnungen aus den frühen Vereinsjahren eher lückenhaft und man kann leider nicht korrekt nachvollziehen wer in all den Jahren die Aufgabe des Jugendobmanns inne hatte. Trotzdem nehmen wir an das folgende Zuchtfreunde dieses Amt begleiteten:
Hans Kolberg, Otto Rupp, Alois Fritscher, August Rapp, Klaus Hermandi, Heinz Röder.
1982 bis 1984 hatte Werner Klein das Amt inne. Franz Holdschick übernahm von 1985- 1987. Ab 1988 bis zur Jahreshauptversammlung im März 2002 hatte wieder Werner Klein die Verantwortung und ist damit Rekordhalter. Karl Treusch übernahm für 2002 und 2003 danach übernahm Peter Treulieb für zwei Jahre interimistisch. Seit 2006 hat Thomas Treulieb dieses Amt inne.
Es wurde sicherlich seit Anbeginn der Jugendgruppe bei den Vereinsschauen die stolzen Jugendmeister ermittelt und gesondert geehrt. Leider liegen uns darüber keine gesicherten Unterlagen vor. Auch Ausstellungserfolge auf Kreis- oder Landesebene aus der Anfangszeit sind nicht aufgezeichnet. Möglicherweise wurden diese Ausstellungen aufgrund des Tiermaterials oder gar aus Kostengründen nicht beschickt. Gesicherte Informationen über die Erfolge unserer Jugendzüchter haben wir ab dem Jahr 1991.
Folgende Landes-Jugendmeisterschaften wurden seitdem errungen:
1991, 1992, 1994 Nathalie Scheer mit Kleinsilber, hell
1992 Desiree Treulieb mit Kleinsilber, schwarz
1996 Nina Treusch mit Farbenzwerge Russen blau-weiß
1998, 1999 ZG Rene u.Nina Treusch mit Farbenzwerge Russen blau
2000 Andreas Treulieb mit Kleinsilber, schwarz
2002 Sebastian Walther mit Helle Großsilber
2002 Thomas Treulieb mit Kleinsilber, gelb
2003 Lukas Scheer mit Kleinsilber, blau
2003 Andreas Treulieb mit Kleinsilber, schwarz
2003 Thomas Treulieb mit Kleinsilber, gelb
2006 Andreas Treulieb Kleinsilber, gelb
2008 Leon Scheer mit Kleinsilber, graubraun
2008 Lukas Scheer mit Kleinsilber, hell
2009 Leon Scheer mit Kleinsilber, graubraun
2009 Lukas Scheer mit Kleinsilber, hell
2010 Leon Scheer mit Kleinsilber, graubraun
2010 Lukas Scheer mit Kleinsilber, hell
Im Dezember 1999 konnte unserer Jugendgruppe einen ganz seltenen Erfolg feiern. Die Zuchtgemeinschaft Thomas und Andreas Treulieb errang bei der Bundes-Kaninchenschau in Essen den Titel eines Bundes-Jugendmeisters und stellte das Siegertier mit 97,5 Punkten in der Rasse Kleinsilber, gelb.
Diesen großen Erfolg wiederholte Leon Scheer im Januar 2009 bei der Bundesrammlerschau in Kassel mit seinen graubraunen Silberkaninchen. Er wurde Bundesjugendsieger mit 97,5; 97,0; 97,0 und 96,5 Punkte. Und zeigte zudem das Siegertier.
Die Erfolge vorgenannter Jugendzüchter bei den Kreis-Jugendschauen sind so zahlreich, eine Aufzählung würde den Rahmen dieser Chronik sprengen.
In der Sparte Rassegeflügel waren wir lange nicht so erfolgreich. Einzig und allein Stefanie Weisgerber konnte immer wieder mit ihren Hühner auf sich aufmerksam machen.
Die Jugend-Zeltlager über Pfingsten haben ihre eigene Geschichte. Wann erstmals Jungzüchter unseres Vereins an Pfingsten am Landesverbands-Jugendtreffen des LV Hessen-Nassau teilnahmen wissen wir leider nicht. Erstmals im Protokollbuch erwähnt ist das Jahr 1982. Jugendobmann Werner Klein hatte sich zur Teilnahme mit 2 Jugendlichen gemeldet. Am 11.Jugendtreffen 1983 in Mühlheim nahmen die Jugendlichen Regina und Anneliese Zelk, Sven-Olaf Scheefe, Markus Holdschick mit den Betreuern Werner Klein und Karl Wagner teil.
Am 22.März 1984 beschloss die Vorstandsitzung den Kauf von einem 5-Personen- und einem 12-Personenzelt für 1200,00 DM.
1988 fand auf Bundesebene ein Jugendtreffen statt an dem unser Verein nicht teil nahm. So überlegte man sich erstmals in Eigenregie ein Zeltlager am Gederner See zu veranstalten. Werner Klein übernahm die Regie und stellte seine Kochkünste zur Verfügung. Bis auf eine Ausnahme (Explosion des russischen Kernkraftwerkes Tschernobyl) besuchten wir alljährlich bis in das Jahr 1997 die LV-Jugendtreffen. Danach war alljährlich bis zum letzten von unserem Verein ausgeführten Pfingst-Treffen im Jahr 2006 Gross-Heubach bei Miltenberg das Ziel. Hier hatten wir einen für uns idealen Campingplatz gefunden. Die Nähe zum Spessart und zum Odenwald machten viele Ausflüge möglich. Im nahen Miltenberg oder auch in Klingenberg sind tolle Schwimmbäder die man bei schlechtem Wetter aufsuchen konnte. Die vielen Gegebenheiten und Erlebnisse rund um die Jugendlager würden den Rahmen dieser Chronik sprengen. Unsere (damaligen) Jugendlichen aber auch die Betreuer werden sicherlich mit Vergnügen und vielleicht etwas Wehmut daran zurück denken. Es waren einfach schöne Zeiten!
Ausblick
Aus dem INFO-Heft des LV der Rassekaninchenzüchter Hessen-Nassau geht hervor das wir Anfang der neunziger Jahre zeitweise die drittstärkste Jugendgruppe mit 15 Mitgliedern im LV unterhielten.
Im Jubiläumsjahr 2014 umfasst unsere Jugendgruppe gerade noch vier Mitglieder mit Leon Scheer als einzigem Aussteller. Auch uns in Ilbenstadt hat also der demografische Wandel mit voller Wucht erfasst. Einige ehemalige Jugendmitglieder sind uns erfreulicherweise erhalten geblieben, sogar teilweise jetzt in Vorstandspositionen. Das freut mich sehr, können wir ehemaligen Betreuer doch nicht alles falsch in der Vergangenheit gemacht haben.
Als jemand der seit gut 35 Jahren in diesem Thema beheimatet ist hatte ich leider auch die Gelegenheit den Niedergang unseres wunderschönen Hobbys im Speckgürtel der Großstadt Frankfurt hautnah zu verfolgen. Kein Erwachsener interessiert sich noch für eine so naturnahe Freizeitbeschäftigung wie die Kleintierzucht. Warum sollten sich also Kinder oder Jugendliche dafür interessieren?
Ich sehe die Zukunft der Rassegeflügel- und Rassekaninchenzucht sehr realistisch. Ob eine Rückbesinnung in einem Teil unserer Bevölkerung möglich ist das wird sich weisen.
Peter Treulieb im Dezember 2013